Dickes Ding

Seit einiger Zeit beobachte ich mit großer Sorge mein Gewicht. Die Tage, an denen ich rank und schlank elfengleich durch die Gegend hüpfte sind zwar schon lange vorbei, aber so ein bissl Kontrolle hatte ich trotzdem noch. So waren die 80 Kilo für mich eine magische Grenze, die ich nie überschreiten wollte – Schwangerschaften natürlich ausgenommen – und das hatte bisher auch immer gut funktioniert.

Ich bin kein Fan von Diäten, achte aber darauf, was und wie viel ich esse. So habe ich bereits diverse Male Ernährungstagebücher geführt und ein ganz gutes Gefühl, was die tägliche Kalorienzufuhr betrifft. Außerdem bin ich als ehemalige Patientin mit Essstörung entsprechend vorgeprägt und weiß auch um die diversen Fallen beim Thema Ernährung.

Trotz all dem habe ich in den letzten 3 Monaten 6 Kilo zugenommen, so ganz plötzlich, ohne dass ich dafür eine Erklärung habe. Ich esse nicht mehr oder weniger als davor, ich mache nicht mehr oder weniger Sport oder trinke mehr oder andere Getränke. Dennoch konnte ich mir quasi beim Dickwerden zusehen. Heute war mir das schlicht zu viel und ich bin zu meinem Hausarzt gegangen, um abklären zu lassen, ob es nicht eventuell organische Ursachen hat, die Schilddrüse ist da ja ganz gerne vorne mit dabei.

Ich schilderte meinem Arzt also das Problem und seine Antwort darauf war nur, dass mein BMI ja noch im normalen Rahmen liege. Er schließe von vornherein auch organische Ursachen aus, würde aber trotzdem einen Bluttest machen lassen. Als ich ihn auf meine Vergangenheit hinwies und dass ich mir schon allein deswegen Sorge mache, wieder in diese Schiene reinzurutschen bzw. an manchen Tagen kurz davor (oder auch dahinter) stehe, lachte er nur und meinte, eine Vergangenheit haben viele. Fehlte nur noch, dass er meinte, ich solle mich nicht so anstellen.

Seitdem geht’s mir einfach nur noch beschissener, ich fühle mich verlacht und vor allem meine Sorgen nicht ernst genommen. Ihm scheint es egal zu sein, dass ich derzeit permanent in Gefahr bin, wieder regelmäßig über der Kloschüssel zu hängen oder die Regale mit Abführmitteln in den Drogeriemärkten leer zu kaufen. Mag ja sein, dass mein BMI im normalen Rahmen ist, aber für mich sind 6 Kilo in 3 Monaten nicht  normal. Wenn es in diesem Tempo weiter geht, dann ist in kurzer Zeit gar nichts mehr normal. Aber er hat ja gut Lachen.

Ich bin anschließend in die Apotheke, musste dort ein Rezept für meine Süße einlösen, und habe mich zu dem Thema beraten lassen. Die Apothekerin war sehr freundlich, stellte viele Fragen, die ich trotzdem als sehr unangenehm empfand, jedoch war das Gespräch bei weitem nicht so erniedrigend wie das beim Arzt. So wie ich das verstanden habe, gibt es derzeit nur Pulver, die Mahlzeiten ersetzen sollen. Ich dachte eher an Appetitzügler, die das Hungergefühl dämpfen, damit man nicht mehr so viel isst, was ja gleichzeitig auch die Gewöhnung an kleinere Portionen oder andere Rhythmen erleichtert. In der Richtung gibt es aber nur Kekse, die man nach den Mahlzeiten oder stattdessen essen kann, aber das finde ich irgendwie seltsam. Früher waren die Kekse Kaugummis oder Kaubonbons, was ich persönlich besser gefunden hätte. Die Apothekerin gab mir eine Probe eines Pulvers mit zum testen und den Rat, nach dem Essen normalen Kaugummi zu kauen, bei ihr würde der Pfefferminzgeschmack den Appetit sofort drosseln.

Am Donnerstag erfahre ich die Ergebnisse des Bluttests. Einerseits wäre es schön, wenn tatsächlich organisch soweit alles in Ordnung ist, andererseits wünsche ich mir ein klein wenig ein auffälliges Ergebnis, nur um den Arzt sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht wischen zu können.

Wie auch immer, all das ändert vorerst nichts an der Tatsache, dass ich mich derzeit in meiner dicken Haut mehr als unwohl fühle 😥

Nachtrag: Ernährungsumstellung ist nicht drin, weil ich das schon gemacht habe. Dazu kommen meine zahlreichen Nahrungsmittelallergien besonders bei rohem Obst und Gemüse, so dass zwischendurch an einer Möhre knabbern oder im Sommer einen Pfirsisch oder eine Nektarine snacken schlicht für mich tabu sind.

7 Kommentare zu “Dickes Ding

  1. Mein Hausarzt reagierte genauso. Ich sei ja noch nicht so füllig gewesen, dass es schädlich wäre. Nach 50 Kilo Zunahme in 1,5 Jahren heißt stattdessen, ich solle doch bitte abnehmen :-/

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  2. Evy Heart sagt:

    Wenn es dir so schlecht geht, solltest du mit der Therapeutin drüber reden (wenn es die noch gibt?) Zunahmen hin oder her, wenn die Gefahr für nen Rückfall da ist, ist das ernst zu nehmen.

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  3. eisscherben sagt:

    Dein Hausarzt kennt sich wohl (leider) mit der Thematik nicht aus… Es tut mir leid, dass du dich so erniedrigt und nicht ernst genommen gefühlt hast.

    Du schreibst zwar, dass du deine Ernährung nicht umstellen möchtest… Aber hast du noch Spielraum für mehr Ballaststoffe? In Drogerien gibt es Quellmittel (Konjak) in Kapseln, falls gar nichts anderes geht. Mich wundert, dass die Apothekerin diese Mittel nicht kannte – aber es ist auch kein spezielles Apotheken-Produkt. Ich möchte das nicht „promoten“, weil es irgendwie auch schon nicht „psychisch gesund“ ist, auf solche Mittel überhaupt zurückzugreifen. Aber bevor du rückfällig wirst ist es vielleicht das kleinere Übel.

    Vielleicht bringt ja der Bluttest schon eine Antwort – ich drück dir die Daumen. 🙂

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    • xayriel sagt:

      Dieses Quellmittelzeugs hab ich schon, aber die Kapseln sind riiiiesig und ich finde sehr schwierig zu schlucken. Und noch mehr Ballaststoffe und ich mutiere zum Pumpernickel 😉

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      • eisscherben sagt:

        An die Größe gewöhnt man sich eigentlich ganz gut, wenn man sich überwindet. Es gibt auch ein paar „Tricks“ beim Schlucken, die man ausprobieren kann (z.B. die Kopfstellung zu variieren etc.). 🙂

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