Happy New Year und eine haarige Angelegenheit

Es war die letzten Jahre sehr ruhig hier, was aber nicht heißt, dass mein Leben ruhig war. Ganz im Gegenteil. Nur zu oft war meine Depression zu heftig, um größere Beiträge zu verfassen. Wer will, kann die Highlights aber gerne drüben bei Twitter nachlesen, Link in der Seitenleiste.

Nun begann aber mein neues Jahr mit einem Hammer, denn ich nicht in ein paar Tweets quetschen kann. Ein Hammer, der mich wahnsinnig aufregt und wütend macht, der aber auch ein wenig Hintergrund verlangt. Vielleicht kann ich die ausführlicheren Erklärungen nacharbeiten.

Wie auch immer, im Frühjahr 2020 habe ich den Kontakt zu meiner Mutter komplett abgebrochen, nachdem das Weihnachtsfest 2019 eine furchtbare Katastrophe für mich war. Seit dem läuft jegliche Kommunikation über meinen Papa und dabei geht es hauptsächlich nur darum, wann die Enkel sie besuchen kommen wollen. Ich habe aber von Anfang an klar gemacht, dass der Enkelkontakt einzig und allein nach meinen Regeln läuft und wenn diese Regeln nicht eingehalten werden, sie als Großeltern die Enkel nicht mehr sehen werden.

Anfangs habe ich noch die Kinder gebracht und geholt, bis zu jenem denkwürdigen Wochenende, als ich die Kinder bringen sollte und es durch Staus oder andere Umstände recht wahrscheinlich wurde, dass ich vermutlich doch auf meine Mutter treffen würde. Mein Papa meinte, es wäre doch sicherlich nicht so schlimm und wegen ein paar Minuten bräuchte ich doch kein Drama draus machen. Tja nun, das genau machte es für mich zum Drama, denn er hatte schlicht nicht verstanden, was der direkte, unmittelbare Kontakt mit meiner Mutter bei mir auslöst. Und zeigte auch, dass meine Grenzen mal wieder egal waren.

Seither fährt mein Papa die Strecke, holt und bringt die Kleene. Der Große fährt alleine mit dem Zug, wenn er seine Großeltern besuchen möchte.

Diese Regelung funktionierte in der Vergangenheit ganz gut, die Kommunikation über meinen Papa verlief in Ordnung, auch wenn ich durchaus weiß, wann mein Papa die Nachricht verfasst hat und wann meine Mutter. Egal, so lange die Nachrichten neutral sind, mache ich das Fass nicht auf.

Wie oben erwähnt, laufen diese Besuche nach meinen Regeln. Vor allem geht es mir darum, dass Entscheidungen, welche die Kinder betreffen, mit mir abgesprochen werden müssen. Welche Geschenke sind in Ordnung, welche Klamotten/Schuhe werden benötigt, soll der Friseur besucht werden.

Gerade letzteres ist ein sehr wunder Punkt bei mir, denn ich wurde als Kind permanent zum Friseur geschleppt und mir wurde eine hässliche Kurzhaarfrisur nach der anderen verpasst und es hat niemanden interessiert, ob es mir gefallen hat oder ob ich vielleicht eine andere Frisur gehabt hätte. Ich war ein Mädchen und hätte so gerne auch mal Zöpfe gehabt. Aber nein, lange Haare verfitzen, müssen gekämmt und gepflegt werden und diese zusätzliche Arbeit konnte meiner Mutter ja nun wirklich niemand aufhalsen.

Aus genau diesem Grund habe ich verlangt, dass Friseurbesuche der Enkel vorher mit mir abgesprochen werden. Ich habe den Kindern immer wieder gesagt, dass es ihre Körper, ihre Haare und ihre Entscheidungen sind und sie niemand zu etwas zwingen darf, was sie nicht möchten. Dem Großen sind seine Haare herzlich egal, er bevorzugt den pflegeleichten Kurzhaarschnitt mit etwas längerem Oberhaar und Pflege erstreckt sich bei ihm darauf, nach der Dusche einmal mit der Bürste die Haare durchzuwuscheln und fertig.

Die Kleene hingegen liebt ihre langen Haare. Sie ist in der Hinsicht (und in vielerlei anderer auch) das totale Mädchen. Sie liebt es, sich Zöpfe zu machen und ich muss ihr alle möglichen Frisuren flechten. Zu Weihnachten gab es Haarkreide, weil sie unbedingt bunte Haare haben wollte. Im vergangenen Sommer bin ich mit ihr zum Friseur gegangen, weil sie sehr spröde und kaputte Haare hatte und ich dachte, nur ein Haarschnitt könnte noch helfen. Die Kleene war die Woche vor dem Termin völlig aufgelöst, weinte viel und hatte panische Angst. Immer wieder sagte sie, sie möchte die Haare nicht geschnitten haben und ich erklärte ihr, dass wir die ganze Prozedur mit der Friseurin besprechen werden und dann auch entscheiden, wie viel wir abschneiden werden. Mit viel Geduld und gutem Zureden schafften wir es immerhin bis in den Friseurladen. Die Friseurin war ebenso geduldig, schaute sich die Haare genau an und erklärte uns, dass sie nicht kaputt, sondern nur sehr sehr trocken sind. Mit entsprechendem Shampoo und einer Spülung sollten die Haare sehr bald besser aussehen und gut kämmbar sein. Es mussten daher auch nur die Spitzen geschnitten werden und die Friseurin zeigte der Kleenen vor jedem Schnitt, wie viel sie abschneiden wird.

Ein gutes halbes Jahr und unzählige Spülungen später fuhr die Kleene mit schönem, gesunden und gut kämmbaren Haar in die Weihnachtsferien zu den Großeltern. Gestern kam sie zurück. So weit, so unspektakulär.

Bis ich der Kleenen heute morgen die Haare kämmte und feststellte, dass sie merkbar kürzer als gewohnt waren. Ich fragte die Kleene, ob sie beim Friseur war. Ja, war sie, die Oma hat sie einfach zu ihrer Friseurin geschleppt und diese hat ca. 5-10 cm abgeschnitten. Ob sie das überhaupt wollte, fragte ich. Nein, aber die Oma hat der Friseurin trotzdem gesagt, dass sie schneiden soll. Ob sie protestiert habe, fragte ich die Kleene. Nein, denn sie hätte zu viel Angst vor Oma gehabt.

Boah, mir ist sowas von der Kragen geplatzt. Genau die gleiche Scheiße, die sie damals schon bei mir abgezogen hat. Genau der selbe Druck, das Überrumpeln, das Angst einflössen. Und vor allem: ohne mit mir vorher darüber gesprochen zu haben.

Ich schrieb eine Nachricht an meinen Papa, wie respektlos und grenzüberschreitend das Verhalten war und es eindeutig gegen unsere Vereinbarungen verstößt. Und wenn das oder etwas ähnliches noch einmal vorkommen sollte, die Enkelbesuche der Vergangenheit angehören. Aber eigentlich will ich sie gar nicht mehr zu den Großeltern lassen. Ich kann ihnen einfach nicht mehr vertrauen, dass unsere Absprachen eingehalten werden.

Seitdem koche ich innerlich so sehr, dass ich tatsächlich hierher zum Blog zurückgekehrt bin. Es von der Seele schreiben musste.

Habt ein wundervollen neues Jahr!