Erst oder Schon?

Ist es wirklich erst zwei Wochen her, dass mein Mann die Bombe platzen ließ oder sind es eher schon zwei Wochen. Die Zeit hält sich nicht mehr an ihre gewohnten Gesetzmäßigkeiten. Einerseits fließen die Tage an mir vorbei, monoton wie im Nebel und oft bin ich erstaunt, dass schon wieder so viele Stunden vergangen sind. Andererseits ziehen sich Tage wie Kaugummi, ich schaue auf die Uhr und sehe, dass anstatt der gefühlten 5 Stunden erst 3 Minuten vorbei sind. Genauso wie die Zeit schwanke ich zwischen den Extremen, absolute Hoffnungslosigkeit und gnadenloser Optimismus, manchmal im Minutentakt wechselnd.

Jedes Jahr zu Weihnachten schenke ich der Familie Fotokalender mit Bildern der Kinder. Diese Bilder wollen natürlich sorgfältig aus denen des vergangenen Jahres ausgesucht werden, was bei der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Fotos alles andere als einfach ist. Doch dieses Jahr war es eine echte Quälerei. Wir haben so viele schöne Bilder von gemeinsamen Erlebnissen, fröhlich lachende Kinder, die Grimassen schneiden und sich des Lebens freuen. Beim Anschauen dieser Bilder freue ich mich mit ihnen, habe die Momente, in denen sie entstanden sind, vor meinen Augen, habe den Geruch in der Nase, spüre die Sonne auf meiner Haut oder den Regen oder den Wind, erinnere mich an die dazu gesprochenen Sätze, höre das Lachen, muss selber lachen und im gleichen Moment versetzt es mir einen Stich ins Herz, wenn ich daran denke, dass wir solche Momente nie mehr zusammen erleben werden. Wir werden nicht mal mehr die Fotos zusammen anschauen und gemeinsam in den Erinnerungen schwelgen. Alles hat den faden Beigeschmack der Trennung an sich.

Wait for something to happen

In dem Lied gibt es oben genannte Textzeile und das ist auch genau der Zustand, in dem ich mich gerade befinde. Nicht, dass in der Vergangenheit zu wenig passiert wäre, aber all diese Ereignisse verdammen mich derzeit zum Warten, ohne wirklich etwas tun zu können.

Ich kann nicht mit meinen Eltern über die veränderte Situation reden, da wir dort Weihnachten und nächstes Wochenende noch den 55. bzw. den 60. Geburtstag meiner Eltern feiern wollen. Ich würde ihnen erstens diese Feiertage versauen, denn vor allem meine Ma macht sich immer enorme Sorgen. Und zweitens könnte sie wohl ihre Verachtung ob des Verhaltens ihres Schwiegersohns nicht verhehlen und sehr wahrscheinlich würde die ganze Situation eskalieren und dann noch dazu in einer Zeit, in der meine Ma echt schon stresstechnisch auf dem Kieferknochen läuft, Zahnfleisch ist da keines mehr da.

In meinen Gedanken stelle ich mich immer mehr auf die neue Wirklichkeit ein, plane die Zeit nach dem Auszug meines Mannes, überlege, was ich mit dem zusätzlichen Platz anstellen werde. Mir graut es vor dem Auseinanderklamüsern unserer Dinge. Bei den Möbeln ist es noch relativ unkompliziert, er kann schlecht von mir verlangen, dass wir uns die Küche teilen, unser Sofa im Wohnzimmer gibt es auch nur als Ganzes, unser Bett werde ich auch nicht zersägen können. So wird der Großteil einfach mal hier bleiben müssen, zumal ein nicht unerheblicher Teil von mir in die Ehe gebracht wurde. Bei den DVDs sieht das alles wieder ganz anders aus, ich kann beim besten Willen nicht mehr sagen, wer da was geholt oder wem geschenkt hat. Bücher und CDs sind da wieder unkompliziert, zu unterschiedlich sind hier unsere Geschmäcker.

Wie die Kinder auf die veränderte Situation reagieren, allen voran der Große, der doch eher ein Sensibelchen ist. Wie das mit der Aufteilung klappt. Wie ich es ertrage, die Kinder nur noch die Hälfte der Zeit um mich zu haben. Ob das mit der Kleinen überhaupt so geht, da sie noch sehr abhängig von mir ist. Ob das wirklich so günstig ist, dass mein Mann ans andere Ende der Stadt zieht und dem Großen einen, wie ich finde, extrem langen Schulweg aufbürdet. Ob ich das wirklich so akzeptieren muss.

Wie sich das alles organisatorisch darstellen wird, ist mir noch völlig unbekannt. Ich weiß nicht, wo die Kleine ab Frühjahr in die Krippe geht, da wir noch keinen Platz haben, wie das dann mit dem Kindergarten des Großen hinhaut und wie sich das alles mit meiner Arbeit verträgt. Ich werde 40 Stunden gehen, dafür werde ich bezahlt und ich brauche das Geld auch. Was mein neuer, mir bislang unbekannter Chef dazu sagen wird, ob er einsieht, dass ich bereits um halb Acht anfangen werde, damit ich entsprechend zeitig Feierabend machen kann, um die Kinder abzuholen, weiß ich nicht. Ob es mit ihm die Möglichkeit gibt, mit Home Office ein paar Stunden weniger auf Arbeit sein zu müssen? Das alles in der IT-Branche, die eher für ihre späten Arbeitszeiten bekannt ist. Was ist mit Dienstreisen zu unseren Außenstellen, wenn ich über Nacht wegbleibe. Mir bereitet das ganz schöne Kopfschmerzen.

Meine persönliche Zukunft ist ebenso unbekannt. So ganz perspektivisch hätte ich irgendwann schon gerne wieder jemanden an meiner Seite und bin gerade dabei zu überlegen, wie derjenige sein sollte und ob es so jemanden überhaupt geben kann. Wie das mit den Kindern wäre. Es wäre toll, hätte ich jemanden, der mir die Hand hält und sagt, alles wird gut, wir kriegen das gemeinsam hin. Und so zwei, drei Komplimente könnten meinem geschundenen Ego auch nicht schaden. Aber egal, wie schön das wäre, ich glaube, dass wäre mir im Moment dann doch zuviel. Initiativbewerbungen nehme ich trotzdem entgegen 😉

Und immer dieses doofe Warten, wo ich doch so ungeduldig bin.

Erster Gerichtstermin

Gestern durfte ich also das erste Mal als Schöffe vor Gericht antreten. Mein Mann war der festen Überzeugung, dass er das für einen Tag mit der Kleinen hinkriegt, also habe ich den Termin nicht abgesagt, sondern fand mich wie vorgeschrieben um Dreiviertel Neun vor dem Richterzimmer ein. Der Richter war schon da und auch die zweite Schöffin. Wir stellten uns kurz vor und besprachen dann das Vorgehen. Ich fragte, ob und in welchem Umfang ich darüber bloggen dürfte und der Richter meinte, am Besten gar nicht, zumindest nicht über den Fall. Einerseits ist dieser noch nicht abgeschlossen und andererseits könnte mir auch im Nachhinein aus meinen Beiträgen Befangenheit für andere Fälle vorgeworfen werden. So darf ich also allgemein über die Vorgänge bei Gericht schreiben, jedoch nicht über den verhandelten Fall im speziellen.
Schade, denn wie so oft, schreibt das Leben die interessantesten Geschichten.

Nachdem dies geklärt war, fragte mich der Richter, ob ich denn schon als Schöffe vereidigt worden sei, was ich verneinte. Das wäre gar kein Problem, das müsste dann noch vor dem eigentlichen Verhandlungsbeginn erledigt werden und mit welcher Formel ich denn vereidigt werden möchte.
Gna, ich hatte damit gerechnet, mich sehr im Hintergrund zu halten und dann sollte auf einmal die komplette Aufmerksamkeit auf mich gerichtet sein. Och nö. Nützt ja nix, also den formalen Ablauf geklärt. Ich verzichtete auf die religiöse Formel „so wahr mir Gott helfe“, da ich einerseits nicht viel mit Religion am Hut habe und andererseits im Moment eh nicht sonderlich gut auf den da oben zu sprechen bin. Blieb noch die Frage, ob ich schwören oder geloben möchte. Ich bat den Richter, mir den Unterschied zu erklären, was er auch sehr wortreich tat, ich aber am Ende immer noch nicht wusste, was das nun genau bedeutet. Irgendwie blieb hängen, dass ein Gelöbnis nicht ganz so schwerwiegend wie ein Schwur ist, was aber wohl beim jeweiligen Bruch auch keinen Unterschied macht, so dass ich mich für den Schwur entschied.

Als alle Beteiligten eingetroffen waren, begaben wir uns in den Sitzungssaal. Ich hatte das zwar immer wieder im Fernsehen gesehen, dennoch war ich erstaunt, dass alle aufstanden, als der Richter den Raum betrat und sich erst setzten, als dieser dazu aufforderte.
Es wurde die Anwesenheitsliste verlesen, alle, die da sein sollten, waren auch da und dann kam mein großer Moment, ich wurde vereidigt. Der Richter las mir die komplette Formel vor, gab mir dann das Formular und ich durfte ihm die Formel nachsprechen bzw. ebenso vom Blatt ablesen, mit der erhobenen rechten Hand. Wir hatten vorher im Richterzimmer noch schnell geklärt, wo denn rechts wäre, ist ja bei uns Frauen mitunter tagesabhängig. Ich habe das ohne Zwischenfälle hinbekommen und konnte mich danach aufs Zuhören konzentrieren.

Der Staatsanwalt las die Anklageschrift vor, die ungefähr 5 Seiten umfasste. Dies nicht, weil die beiden Angeklagten besonders schlimme Finger sind, sondern weil eben ganz behördenmäßig jedes klitzekleine Detail aufgeführt wurde. So durfte der Staatsanwalt beispielsweise den Inhalt einer halbseitigen Exceltabelle minutiös vortragen. Die Luft in dem Raum war so trocken, dass ich allein vom Zuhören ganz durstig wurde, der Staatsanwalt kämpfte sich aber tapfer und ohne Wasser durch das Schriftstück.

Dann durften sich nacheinander die Angeklagten äußern, dann gab es eine kurze Pause und danach wurden die ersten Zeugen gehört. Alles wurde vom Gerichtsschreiber protokolliert, der fleißig auf einer Tastatur tippte, bei der eine oder mehrere Tasten beim Anschlag quietschten. Das Tastengeklacker hatte ich recht bald ausgeblendet, aber das Quietschen war echt nervtötend.

In einer der Pausen wurde alle Anwälte ins Richterzimmer gebeten, es hatte sich während der Verhandlung herausgestellt, dass der gestrige Verhandlungstag nicht ausreicht, um den Fall abschließend zu klären und so mussten neue Termine gefunden werden. Ich erwartete nun, dass dies ein zähes Ringen wird, denn wenn sich bei mir auf Arbeit 4 Manager auf einen Termin einigen müssen, dann geht das frühestens in einem halben Jahr. Aber hier war das ganz anders. Der Richter nannte zwei Termine in jeweils 3 Wochen Abstand, sogenannte Schiebetermine, die nur dazu dienen, die jeweiligen Fristen zu wahren. Diese dauern maximal eine halbe Stunde, es werden Schriftstücke verlesen und dann der Sitzungstag beendet. Der nächste richtige Termin findet in zwei Monaten Ende Januar statt, bis dahin sind auch alle benötigten weiteren Zeugen eingeladen. Der Terminvorschlag kam wieder vom Richter, die beiden Verteidiger checkten nur kurz ihre Kalender und nickten ihn ab, der Staatsanwalt arbeitet in einem Team und da wird sich immer jemand finden, der an diesem Tag kann. Wir als Schöffen hätten zwar auch intervenieren können, aber dann doch bitte nur mit sehr triftigem Grund wie der eigenen Beerdigung oder so.

Einer der Zeugen war für 13 Uhr geladen und so machten wir eine lange Mittagspause von 12 bis 13 Uhr, die ich mit der anderen Schöffin in der Gerichtskantine verbrachte. Sie hatte schon eine andere Verhandlung erlebt und plauderte ein bisschen aus dem Nähkästchen, was ich ganz furchtbar spannend fand. Sie ist Vorruheständlerin und bringt mit der Schöffentätigkeit ein wenig Abwechslung in ihr Leben. Warum auch nicht.

Alle fanden sich pünktlich 13 Uhr wieder im Verhandlungssaal ein, der Zeuge wurde aufgerufen, sagte 5 Sätze und durfte wieder gehen. Da es keine weiteren Zeugen für diesen Tag gab und alles andere bereits geklärt wurde, war damit die Sitzung geschlossen und wir waren entlassen.

Irgendwie total unspektakulär, aber trotzdem sehr spannend. Ich bin neugierig, wie es weiter geht und werde natürlich berichten.

Satt

Ich hab’s gerade sowas von satt. Wenn dem da oben wirklich so langweilig ist, dann wäre jetzt ein fantastischer Zeitpunkt, sich ein neues Opfer zu suchen.

Ich kämpfe mich von Tag zu Tag, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Es gibt Tage, da scheint alles wie vorher, alles „normal“ zu sein, und dann gibt es Tage, da werde ich von einem Heulkrampf nach dem anderen geschüttelt. Über allem thront noch die unglaubliche Wut auf meinen Mann und dessen Begründungen, weil die so absolut dämlich und durchweg von ihm hausgemacht sind und mich in eine taten- und hilflose Rolle zwängen, mit der ich überhaupt nicht umgehen kann. (Die genauen Gründe werde ich hier nicht veröffentlichen.) Nun gut, die Gründe mögen ihre Berechtigungen haben, aber sie wären alle vermeidbar gewesen, wenn wir sie gemeinsam vor einiger Zeit in Angriff genommen hätten.

Der tägliche Kampf wird derzeit durch ein krankes kleines Mädchen verschärft, welches sich mit Rotznase, Husten und allgemeinem Unwohlsein herum plagt und ein sehr großes Kuschelbedürfnis hat. Leider schläft sie durch die Beschwerden sehr schlecht, so dass ich die letzten Nächte fast komplett durchgem/wacht habe und tagsüber komme ich ebenso zu nichts, weil ich sie nicht ablegen kann.

Als wenn das nicht schon reichen würde, ist seit Freitag abend das warme Wasser weg und die Heizung fällt auch immer mal wieder aus bzw. ist seit heute morgen komplett kalt. Laut Hausverwaltung gibt’s da eine Havarie, ein bestimmtes Teil ist kaputt und Ersatz kommt frühestens morgen.
Im Flur ist an einer Stelle der Schimmel wieder gekommen, dort wo der Maler übersehen hatte, mit seiner sauteuren Mineralienfarbe drüber zu pinseln. Und das, obwohl wir unser Möglichstes getan haben vor dem Heizungsausfall und im Flur, begünstigt durch die windstillen letzten Tage, doch tatsächlich gute 16°C erreicht hatten.

Finanziell bleibt die Lage katastrophal, vermutlich werde ich erst in ca. 6 Monaten imstande sein, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Damit einhergehend sind alle Pläne einer wie auch immer gearteten Blogrundreise gestorben.

Ich mag nicht mehr 😦

Aus einer anderen Zeit

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Das habe ich schon vor Monaten auf meinem Wunschzettel stehen gehabt, vor Wochen bestellt und heute wurde es geliefert. Es ist wie ein Echo aus einer längst vergessenen Zeit, als es in meinem Leben noch Platz für Kunst und schöne Dinge gab und nicht alles mit dem schwarzen Schleier der Hoffnungslosigkeit verhüllt war.

Andererseits irgendwie passend, denn The Cure haben mich mein ganzes Leben lang begleitet, nicht nur, aber sehr oft auch in den dunklen Stunden.

P.S. Das erwähnte Vorwort ist handgeschrieben und ich durfte feststellen, dass Robert Smith eine Sauklaue hat.

Lebenszeichen

Mich gibt es noch, irgendwie. Hatte ich die ersten Tage noch gedacht, dass ich das alles schon irgendwie hin kriege, bin ich derzeit einfach nur müde und kraftlos. (Hallo Depression, schön, dass du auch mal wieder vorbei schaust.)

Die Situation hier zuhause ist unmöglich. Da wir bekanntermaßen nicht in überbordendem Reichtum schwelgen, bleibt mein Mann vorerst hier wohnen, bis er eine bezahlbare Wohnung in der Nähe (Stichwort Schule) gefunden und ganz generell die Finanzierung abgeklärt hat. Außerdem trat er mit dem Wunsch an mich heran, doch bitte bis Weihnachten den Kindern nichts zu sagen, er möchte ihnen die Feiertage nicht verderben. Also leben wir wie gewohnt weiter, vielleicht noch eine Spur sprachloser als vorher. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, ich versuche krampfhaft die Fassung zu bewahren, nicht ständig zu weinen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, befürchte ich, jede Äußerung meinerseits ist zuviel. Das krampfhafte Verhalten überträgt sich auf meinen Körper, ich bin völlig verspannt, habe total Muskelkater, obwohl ich mich kaum bewege und ich habe keinen Appetit mehr. Ich habe fast 4 Kilo abgenommen, kann dies aber wegen der heftigen Nebenwirkungen nicht als neue Wunderdiät empfehlen.

Da sich die Hausverwaltung freiwillig und völlig ohne unser Zutun, der entsprechende Brief sollte erst diese Woche raus, dazu entschlossen hat, nun doch einen zusätzlichen Heizkörper unters Flurfenster einbauen zu lassen, werde ich vorerst hier wohnen bleiben. Hätte ich auch so gemacht, da mir derzeit jeglicher Antrieb für irgendwas fehlt, manchmal sogar zum Duschen und Zähne putzen, aber so brauche ich wenigstens kein schlechtes Gewissen wegen des Schimmels zu haben.

Was am Ende übrig bleibt

von einer Ehe sind drei mittlerweile verwelkte rote Rosen, die mir mein Mann zu unserem 9. Hochzeitstag am 5. November geschenkt hat.

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Vielen Dank für die lieben Kommentare, sie helfen. Trotzdem geht es mir nicht gut, ich habe kaum geschlafen, weine viel und kümmere mich um meine Tochter. Ich weiß immer noch nicht, wie es weiter geht, mir fehlt zu allem die Kraft. Ich mag nichts essen, es würde doch nur nach Pappe schmecken. Manchmal muss ich mich ans Atmen erinnern. Das ist alles so unwirklich, das kann doch nur ein böser Traum sein.

Aber mancher Traum hat kein Erwachen.

Ratlos

Mein Mann hat mir gerade eröffnet, dass er sich von mir trennt. Keine Ahnung, wie es weiter geht, kann sein, dass ich mich für längere Zeit oder für immer verabschiede.

Im Moment bin ich nur noch wütend und irgendwie leer 😥

Schimmel IV

Heute war also der Maler da, um sich unseres Problems anzunehmen. Wir hatten gestern noch so gut es ging den Flur leergeräumt, zum Glück ist gerade der Große bei den Großeltern, so dass wir sein Zimmer hemmungslos zustellen konnten. Beim Wegrücken des Regals sahen wir, dass dahinter noch viele schöne andere Flecken waren, die sich bis zur Schlafzimmertür zogen.

Der Maler kam und pinselte zuerst ein Reinigungsmittel auf die Flecken. Danach strich er mit einer Mineralfarbe mit echtem Schweizer Muschelkalk (ob andersländischer Muschelkalk anders wirkt?) über die Flecken und jetzt sieht unser Flur wieder ganz hübsch aus. Wir unterhielten uns über Katzen, er beseitigte durch Überpinseln einige der Katzenkratzspuren in der Tapete und gab uns den Tipp, einen Heizkörper unters Fenster bauen zu lassen. Ich meinte, wir würden das alles an die Hausverwaltung schreiben. Er meinte auch, bei Schimmel könne man unter Umständen sogar die Kündigungsfrist außer Kraft setzen und sofort raus aus der Wohnung. Ich entgegnete, dass wir doch aber vorher der Hausverwaltung schon noch die Chance geben sollten – und vermutlich auch müssen – nachhaltig etwas gegen den Schimmel zu tun, was er auch bejahte. Sollte aber nach seiner Grundbehandlung der Schimmel innerhalb weniger Wochen wieder kommen, könnten wir fristlos kündigen und müssten nicht die 3 Monate warten.
Kennt sich jemand damit aus und kann das bestätigen? Leider haben wir vor Jahren unsere Mietrechtsschutzversicherung bzw. diese Zusatzoption in der Versicherung gekündigt, sonst hätte ich direkt bei einem Anwalt nachgefragt.

Mal schauen, wie sich das entwickelt. Und weil wir finanziell noch nicht genug an der Backe haben, eröffnete mir mein Mann vor wenigen Tagen, dass er eine saftige Stromnachzahlung auf dem Tisch liegen habe, die er alleine nicht stemmen kann. (Hintergrund: mein Mann verdient wesentlich weniger als ich und bezahlt daher „nur“ den Strom und sämtliche Lebensmittel + evtl. kleinere Sonderausgaben.) Die Rechnung bereitet mir allerdings einige Kopfschmerzen, da wir keine 100 Kilowattstunden mehr als im Vorjahr verbraucht haben, aber jetzt 360 Euro nachzahlen sollen. Sind die Strompreise so sehr gestiegen? Warum wurden die Abschlagszahlungen dann nicht schon eher angepasst? Ein kurzer Vergleich zeigt, dass unser Stromtarif jetzt nicht so wahnsinnig teuer ist, wenn man von den verfügbaren Angeboten die Neukundenboni und Einmalgutschriften abzieht. Außerdem liegen wir mit rund 2300 kWh im Jahr für eine dreiköpfige Familie weit unter dem üblichen Verbrauch, verschwenden also nicht sinnlos den Strom.
Wie auch immer, 360 Euro tun gerade jetzt schon arg weh, also bat ich meinen Mann bei den Stadtwerken nachzufragen, ob Ratenzahlung möglich ist. Ist es, wenn wir

  • eine Anzahlung in Höhe von 40% leisten
  • eine Ratenzahlungsbearbeitungsgebühr von 22 Euro zahlen
  • auf den Restbetrag während der Ratenzahlungsdauer einen um 5% als den Basiszinsatz höheren Zins bezahlen.

Nö! Ich finde es unverschämt, solche Modalitäten einzufordern, denn wer mit dem Wunsch nach Ratenzahlung an ein Unternehmen herantritt, signalisiert zum einen einen finanziellen Engpass, den man durch zusätzliche Gebühren nicht noch verschärfen muss und zum anderen eine durchaus vorhandene Zahlungsabsicht, die man als Unternehmen vermutlich eher unterstützen sollte als sich durch langwierige Mahn- und Gerichtsprozesse zu quälen.
Ich werde jetzt mit der Zahlung abwarten, bis ich das nächste Elterngeld bekomme, dann sollte der Betrag gerade so drin sein, ohne uns gnadenlos in den Dispo zu treiben.

Eigentlich würde ich mich im Blog ja lieber ganz anderen Dingen wie bspw. den Urlaubsberichten widmen, aber dazu habe ich derzeit überhaupt keinen Nerv 😦

Schimmel III

Der Maler war gerade da, um sich unser Problem anzuschauen. Es verschlug ihm ein wenig den Atem, denn mit so schlimmen Befall hatte er nicht gerechnet. Er war ja letztes Jahr schon da und konnte sich noch gut an uns erinnern. Er bot an, morgen wiederzukommen und seine Spezialbehandlung mit Reiniger und Anti-Schimmel-Anstrich durchzuführen. Als ich ihn bat, doch mit der Hausverwaltung über eine dauerhafte Lösung zu verhandeln, winkte er nur ab. Er meinte, er könne das denen schon sagen, aber passieren wird da nichts.

Ich erwiderte, dass wir eh ausziehen wollen, denn so ist das ja kein Zustand und da nickte er nur, ist die beste Lösung. Um wirklich etwas gegen den Schimmel zu tun, müsste als erstes die Tapete runter und geschaut werden, wie es dahinter aussieht. Viele dieser alten Wohnungen hätten einen Ölsockel, da müsste dann die Wand bzw. der Putz abgehackt werden. Außerdem gehöre der Heizkörper unters Fenster und nicht dorthin, wo er jetzt ist. Andere Mieter hätten sich auf eigene Kosten einen elektrischen Heizkörper unters Fenster gebaut, was er aber für eine sehr teure Lösung hält, die letztendlich nur wieder am Mieter hängen bleibt.

Ich zeigte ihm noch unser Bad, bei dem eine Fliesenreihe zu niedrig gekachelt wurde und sich am oberen Rand bei jedem Duschen das Wasser sammelt und dann schön schimmelt, egal, wie viel Mühe wir uns geben. Der Maler winkte wieder ab, das bräuchten wir bei der Hausverwaltung gar nicht erst probieren, auf sowas reagierten die gar nicht erst. Er erzählte von einer Studenten-WG bei uns im Areal, bei denen nur genau eine Fliesenreihe überm Wannenrand war und die immer und immer wieder um Nachbesserung baten. Irgendwann zog ein Student ein, der einen Fliesenleger in der Verwandschaft hatte, der das dann auf WG-Kosten fachmännisch erledigte.

Morgen kommt der Maler mit seiner Ausrüstung und ich werde in der Zwischenzeit probieren, den Flur so weit es geht, freizuräumen.

Oh man, ich hoffe so sehr, dass die Wohnung am Sonnabend für uns passt und wir hier endlich raus können.