Italien, Tag 19: Venedig II

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Obwohl Venedig nur knapp 5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit ist, kann man sich dort ganz wunderbar die Füße wund laufen. So startet mein Tagebucheintrag für diesen Tag mit dem Satz „Ich spüre meine Füße, immer noch.“ Es gibt aber auch jede Menge zu sehen und unser Tagesplan…

Bloß von hier weg …

… so weit wie möglich!

Ging mir ja bei meinem letzten Blogeintrag nicht so dolle und die einzige vernünftige Lösung war, etwas an dem grundlegenden Problem zu ändern. Da ich C3 nicht austauschen kann, habe ich mich aus der Partie entfernt.

Ich bin also am nächsten Tag zu meiner Psychiaterin von vor zehn Jahren gegangen. Zumindest wollte ich das. Die Empfangsdame allerdings meinte, dass die Ärztin von damals verstorben sei. War mir egal, wie so ziemlich alles an diesem Tag. Die Dame meinte auch, ich könne einen Termin machen, in 2,5 Wochen.

Das wiederum war mir nicht egal, denn es ging mir JETZT schlecht. Ob ich denn nicht zu meinem Hausarzt gehen könne. Theoretisch ja, aber ich wollte auch Medikamente und Hausärzte sind dort nicht so bewandert. Dann müsste ich sehr lange warten. Ok, meinte ich, mir wäre es gleich, mir ging es einfach nur elend.

Ich wartete geduldig und hatte Glück, ein anderer Patient hatte kurzfristig abgesagt und so konnte ich bereits eine Stunde später mit der Ärztin sprechen. Sie ließ sich kurz meinen Werdegang schildern und den Grund für die jetzige Situation und war wie ich der Ansicht, dass aktuell der einzige Weg ist, mich dort rauszuholen, also krankzuschreiben.

Medikamente würde sie mir geben, denke aber, dass ich sie eigentlich nicht nötig habe, weil die Ursache klar ist und ich durch meine Vergangenheit reflektiert genug bin, um das ohne pharmazeutische Unterstützung hinzukriegen. Sie meinte zudem, dass sie keine Schwierigkeiten hätte, mich bis zum Ende der Befristung aus dem Rennen zu nehmen. Außerdem machte sie einen Vermerk, dass falls ich selbst kündigen sollte, ich nicht in die Sperrfrist vom Arbeitsamt laufe.
Am Ende des Gesprächs vereinbarten wir, dass ich es vorläufig ohne Medis versuchen sollte, wenn es aber nicht ginge, ich mir jederzeit das Rezept abholen könne. In zwei Wochen solle ich wiederkommen und die Verlängerung der AU abholen. Falls ich Gesprächsbedarf hätte, könnte ich auch zu ihr rein.

Ich fand das alles super, vor allen Dingen, dass sie mir so vorbehaltlos glaubte und meine Geschichte nicht als Befindlichkeit oder Übertreibung abtat. Erst da merkte ich, wie sehr mir dieses mich als Lügner zu bezeichnen zugesetzt hatte.

Seit drei Tagen bin ich nun zuhause und genieße die Zeit. Ich denke immer noch viel über die ganze Situation nach, habe aber für mich die Entscheidung getroffen, nicht wieder in die Firma zurückzukehren, solange C3 dort noch ist.

Die freie Zeit werde ich nutzen, um Bewerbungen zu schreiben und wieder auf die Beine zu kommen. Mir kommt das alles so bekannt vor, vor 10 Jahren ging es mir ganz ähnlich. Ein doofer Job, ein beschissener Chef, Depressionen und Panikattacken. Nur damals habe ich viel zu lange gewartet, habe völlig am Boden eine neue Stelle angetreten und ein Jahr später musste ich den eigentlich coolen und gut bezahlten Job mit sehr gutem Chef aufgeben. Ich befürchte, dass es diesmal wieder so kommen könnte, von daher bin ich sehr dankbar für die Pause.

Meinen Lebenslauf habe ich schon auf Vordermann gebracht, die wichtigsten Unterlagen hatte ich vor ein paar Wochen bereits mit nach Hause genommen. Nächste Woche werde ich eine Email an meine ISO-Kollegen schreiben, in der ich die Situation erkläre und mich entschuldige, sie im Stich lassen zu müssen. Was C2 oder C3 von meiner Abwesenheit halten, ist mir egal, immerhin haben sie es sich selbst zuzuschreiben.

Seit dieser Entscheidung geht es langsam wieder aufwärts. Ich bin neugierig, wo es mich hinverschlägt. Oder vielleicht mache ich mich auch selbstständig, so ein oder zwei Ideen habe ich bereits seit Längerem im Hinterkopf, bislang aber nie dem Mut gehabt, wirklich intensiver darüber nachzudenken.

Oder aber es kommt wieder alles gaaaaanz anders 🙂

Panik

Das Beste zuerst: ich hatte ein fantastisches Wochenende. Eines, dass einem selbst Tage später noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Immer wieder!

Selbst der Zwischenstopp bei meinen Eltern kann den Gesamteindruck nicht gänzlich trüben, obwohl da schon ein paar Wölkchen dabei sind.

Was mich aber richtig aus den Latschen kippt, ist der morgige Tag. Ich schiebe hier die völlige Panik. Das volle Programm. Herzrasen. Weinkrämpfe. Durchfall. Alles, was man eben so braucht, um am nächsten Morgen fit auf der Matte zu stehen.

Ich habe Panik, ins Bett zu gehen, weil ich dann irgendwann aufstehen muss. Den neuen Tag meistern muss. Und alleine die Vorstellung daran macht mich alle. Raubt mir sämtliche Energie.

Mein alter Chef, C1, meint, ich solle durchhalten, um eben keine neue Munition für die Fehltageproblematik zu liefern. Aber ich sehe den Sinn darin nicht. Erstens bin ich in der Tat völlig alle, körperlich, nervlich. Und zweitens gehe ich einfach nicht mehr davon aus, dass ich entfristet werde, dass mein Arbeitsvertrag über den 30.09. hinaus läuft. Warum also sollte ich mir jetzt noch den Arsch aufreißen?

Sollen sie halt ihren Vertreter finden und einarbeiten. Keinen Job zu haben, womöglich sogar im Hartz IV zu landen, alles ist wirklich besser als das, was ich jetzt durchmache.

Das nur als kurzen Zwischenstand von der Front (ja, das ist ein beschissenes Kriegsgebiet hier), wo sich der letzte Rest Kampfgeist in einem trotzigen Ausbruch manifestiert.

Italien, Tag 17: Venedig I

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Es gibt drei Dinge im Überfluss in Venedig: Wasser, Touristen und Kirchen. Die Jungs waren extra früh wach und haben die Zeit genutzt, um am nahe liegenden Strand Muscheln zu suchen. Ein paar haben sie auch gefunden, hatten aber mit mehr Beute gerechnet. Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir…

Personalgespräch – schon wieder

Ich hatte heute ein Personalgespräch – schon wieder. Diesmal mit C3, weil er den Verlauf unseres letzten Gesprächs nicht sonderlich konstruktiv fand.
Ach, echt?

Am Ende des heutigen Gesprächs fragte er mich, ob ich denn jetzt ein besseres Gefühl als nach dem letzten Gespräch hatte, aber statt ihm meine ehrliche Meinung zu sagen, meinte ich, dass ich neutral in dieses Gespräch gegangen bin und keine Erwartungen hatte, die enttäuscht werden konnten.
Denn innerlich brodelte es schon wieder in mir, ohne jetzt konkret sagen zu können, was mir so gegen den Strich lief. Das wurde mir erst auf dem Heimweg klar, als ich das Gespräch nochmals im Kopf durchging.

C3 ist, obwohl er das Gegenteil behauptet, unglaublich eitel. Kritik an ihm oder seiner Arbeit nimmt er grundsätzlich persönlich. Ich konnte das an seiner Körpersprache ablesen, als er das Protokoll unseres letzten Gesprächs durchging.
Selbiges hatte ich aus dem Gedächtnis im Nachgang erstellt und so neutral wie möglich gehalten. Ich habe sogar einen Kollegen drüber lesen lassen, ob die Formulierungen wirklich sachlich sind, was er bestätigte. Trotzdem reagierte C3 wie ein trotziges Kind. Das Protokoll wäre verzerrend, würde Tatsachen weglassen oder falsch darstellen. Er distanziere sich davon und habe das Protokoll mit eben jenem Distanzierungsvermerk an die Personalabteilung geschickt, damit es in meiner Personalakte landet.

Statt mit mir darüber zu reden, über ein internes Protokoll, das nirgendwo öffentlich abgelegt ist, sucht er die Eskalation. Wie im Kindergarten. Soll er machen, ich poliere im Gegenzug meinen Lebenslauf auf und schreibe Personalvermittler an.

Ganz generell zog er das Gespräch immer wieder auf die emotionale Ebene. Er sprach einen Punkt an, ich schilderte meine Sicht der Dinge, er wurde aufbrausend. Ich atmete tief durch und versuchte nochmals, sachlich meinen Standpunkt zu erläutern. Wumm, wieder eine Explosion. Das war unglaublich anstrengend und ist einer der Hauptpunkte, der mir richtig sauer aufstößt. Denn die Anlässe für die Kawumms waren immer die selben.

Nämlich dann, wenn ich einen anderen Standpunkt als er vertrat, wenn er mit meinen Erklärungen nicht einverstanden war. Wie soll ich mich aber erklären, wenn nicht-konforme Meinungen sofort weggebügelt oder niedergebrüllt werden. Diesmal war es zumindest kein Brüllen, aber schon ein beängstigendes Aufbrausen. Ich hatte nicht das Gefühl, wirklich neutral angehört zu werden.
Nur dann, wenn ich aufzeigte, dass wir bei bestimmten Themen die gleiche Sicht der Dinge haben, gab es eine normale Reaktion. Wie ich damit in Zukunft umgehen soll, weiß ich nicht.

Er hat kaum Verständnis für meine Situation bzw. die Einschränkungen, mit denen ich konfrontiert werde, gezeigt. Stattdessen wird mir mangelnde Ergebnisqualität vorgeworfen. Das kam schon ein wenig überraschend, da sowohl C1 als auch C2 – ungeachtet der Fehltageproblematik – mit meiner Arbeit zufrieden waren. Zur Veranschaulichung zog er ein Gesprächsprotokoll von C2 und mir vom November hervor, in dem meine zukünftigen Aufgaben beschrieben sind. Ich hätte schwören können, dass ich dieses Dokument heute zum ersten Mal gesehen habe, aber C3 meinte, da wäre meine Unterschrift drauf. Als ein Punkte stand dort: „Etablierung und Optimierung eines vollumfänglichen Lizenzmanagement bis Ende Q1 2017“.

Als ich das Ding damals unterschrieben habe, hatte ich nicht mal ansatzweise eine Ahnung, was sich hinter diesem Satz verbirgt. Würde ich diese Vorgabe mit meinem jetzigen Wissensstand lesen, würde ich mich lieber lachend in die Kreissäge stürzen. Jeder mit halbwegs Ahnung und klarem Verstand hätte erkennen müssen, wie aussichtslos eine solche Vorgabe ist. Selbst wenn wir ein einsatzfähiges Programm zur Erfassung und Unterstützung einer solchen Aufgabe hätten, ich das Thema in Vollzeit angehen könnte und mir nicht alle notwendigen Informationen von x Stellen mühsam zusammen suchen müsste, würde ich allerfrühestens Ende diesen Jahres eventuell ansatzweise in die Nähe der Vorgabe kommen.
Mich jetzt immer noch darauf festzunageln, empfinde ich als frech und anmassend.

Womit er Recht hatte ist sein Hinweis, dass ich beim Erkennen der Aussichtslosigkeit des Unterfangens das Thema entsprechend hätte eskalieren müssen. Überhaupt mag er gerne Eskalationen. Bei einem anderen Thema, wo ich wiederholt bei den Kollegen nach Unterstützung anfragte, hätte das passieren müssen. Es C2 zu signalisieren, der damals zuständig war, reichte vermutlich nicht als Eskalation aus und weil ich es nicht schriftlich habe, kann ich dies nicht nachweisen.

Überhaupt: ich muss zukünftig alles schriftlich festhalten. Aussagen meinerseits über mündliche Aussagen und Absprachen mit C1, C2 oder der Personalabteilung können jetzt nicht mehr nachvollzogen werden und lassen mich gegenüber C3 als unglaubwürdig dastehen.
Tolle Wurst!
Steh ich also als Lügner da.

Ganz großes Kino war übrigens auch der „ich stelle immer nur Forderungen“ Vorwurf, konkret, dass ich zwei Schulungen angefragt habe. Ernsthaft, ich zweifel ein wenig an der Zurechnungsfähigkeit C3s.
Zur Erklärung muss ich ein wenig ausholen: Bei dem Meeting mit dem ISO-Chef vorletzte Woche meinte C3, er müsse sich schützend vor seine Mitarbeiter stellen, weswegen er dann ja so ausrastete. Als ich heute meinte, dass ich das eher unschön fand, weil mein Kollege und ich ebenso seine Mitarbeiter sind, wir aber die volle Breitseite abbekommen haben, meinte er, in jenem Moment hatten wir beide den ISO-Hut auf und zählten nicht mehr zu seinem Team.
Dann kam der Vorwurf wegen der Schulungen, woraufhin ich meinte, die eine Schulung hätte ich dann, um in seinem Bild zu bleiben, mit dem ISO-Hut auf beantragt. Ja, das wäre aber was ganz anderes, sagte C3.
Ja ne, is klar.

In diesem Zusammenhang meinte er, er könne gar nicht verstehen, warum jene Besprechung so eskaliert sei, denn er würde ja in seinen Augen immer ganz klare Ansagen machen. Gab aber direkt zu, immer wieder und sehr häufig missverstanden zu werden, so dass es wohl doch an ihm liegen würde.

Erkenntnis -> Einsicht -> Besserung? Ich fürchte, wohl eher nicht.

Irgendwann während des heutigen Gesprächs war wieder so eine Situation, wo er aufbrauste und laut loslachte, nur eben völlig humorlos. Ich wies ihn darauf hin, dass ich eine solche Reaktion als respektlos empfinde, worauf er antworte, eine andere Reaktion verdiene meine Aussage nicht.

Ohne mich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, aber soziale Kompetenz sieht für mich anders aus.

Gegen Ende fragte ich nach, was denn eigentlich das Ziel der Fehltagsgespräche sei. Er konnte hierzu keine anderen Angaben machen, als isso oder kommt eventuell von ganz oben. Bin also auch hier so schlau als wie zuvor.

In all diesem Chaos gab es sogar noch ein paar handfeste Ergebnisse:

  • Es wird ein 8-Augen-Gespräch mit C1, C2, C3 und mir geben, um dieses Wirrwarr aus den mündlichen Aussagen zu entwirren. Mit viel Glück kann ich meine Glaubwürdigkeit so ein wenig wieder herstellen.
  • In zwei Wochen wird es einen Termin mit C3 geben, wo er sich meine bisherige Arbeit zum Thema Lizenzen zeigen lassen wird und wir gemeinsam eine Strategie für die zukünftigen Aufgaben und Ziele erstellen werden.
  • Das Protokoll des heutigen Gesprächs wird C3 erstellen, mir zur Ansicht und Korrektur geben und danach in die Personalabteilung geben.

Was ich mir tatsächlich wünsche, wäre mal ein Gespräch, wo es um meine berufliche Entwicklung, um Gehalt oder ähnliche Dinge geht, nicht immer solcher Mist!